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Wie umweltbelastend sind Festivals?

Wie umweltbelastend sind Festivals?

 

Zurückgelassene Zelte, leere Flaschen und Dosen, verwaiste Einweggrills und sonstiger Müll, so weit das Auge reicht: Auf vielen Festivalgeländen ist das ein vertrautes Bild nach der Veranstaltung. Die An- und Abreise, die Verpflegung und die Stromversorgung laufen ebenso nicht immer besonders klimafreundlich ab. Aber wie umweltbelastend sind Festivals tatsächlich? Wie können wir gegensteuern? Und ist es überhaupt möglich, solche Großveranstaltungen nachhaltig zu gestalten?

 

Müll als Problem

Wenn spätestens Ende Mai, Anfang Juni der alljährliche Festivalsommer startet, zieht es regelmäßig zehntausende Besucher:innen auf die mehrtägigen Musikveranstaltungen. Doch das feiernde Partyvolk hinterlässt einen großen ökologischen Fußabdruck auf dem Gelände. Denn von der Anreise über die Verpflegung und die Stromversorgung bis hin zur Abreise wird viel Energie verbraucht. Dazu kommt noch der ganze Müll, den die Festivalbesucher:innen produzieren.

Angaben der Veranstalter zufolge wirft jeder Festivalteilnehmer im Durchschnitt jeden Tag zwischen einem und 1,5 Kilogramm Müll weg. Allerdings scheint das im ersten Moment mehr, als es in Wahrheit ist. Das Statistische Bundesamt hat ermittelt, dass im Jahr 2021 483 Kilogramm Müll pro Haushalt in den Abfalltonnen landeten. Das entspricht einer täglichen Menge von ungefähr 1,3 Kilogramm pro Person. Während eines Festivals produzieren die Besucher:innen also nicht mehr Müll als sonst auch.

Die Problematik ist eine andere. Eigentlich sollten die Festivalbesucher ihren Abfall während und am Ende der Veranstaltung nicht achtlos auf den Boden werfen, sondern in Müllbeutel packen. Doch die Bilder der Festivalgelände zeigen, dass das offenbar nicht funktioniert. Viele Festivalveranstalter haben deshalb ein Müllpfandsystem eingeführt. Dabei bezahlen die Besucher:innen zunächst zehn Euro mehr Eintritt. Geben sie dann am Ende des Festivals an der Sammelstelle einen vollen Müllsack ab, bekommen sie die zehn Euro Pfand wieder.

Andere Veranstalter testen einen anderen Ansatz. Die Idee ist, dass für jeden vollen Müllsack ein Euro als Spende an soziale Projekte in der Region des jeweiligen Festivals fließt. Der Spendenstand wird live mitgezählt und ist für alle Festivalbesucher:innen sichtbar. Sobald das Spendenziel für ein Projekt erreicht ist, fängt der Zähler für das nächste Projekt von vorne an. In der Praxis ist dieses Konzept aber weniger erfolgreich als das Müllpfandsystem.

 

Mehrweg statt Einweg

Damit erst gar nicht so viel Müll entsteht, setzen immer mehr Festivalveranstalter auf Pfandbecher und Mehrweggeschirr. Allerdings muss im Einzelfall abgewogen werden, ob sich Mehrweg- statt Einwegprodukte tatsächlich lohnen.

Hilfestellung an dieser Stelle möchte das Projekt „zoCat“ vom Institut für Energie und Kreislaufwirtschaft an der Hochschule Bremen bieten. Unter Beachtung verschiedener Kriterien prüft das System, ob aus ökologischer Sicht Einweg- oder Mehrweggeschirr für eine Veranstaltung besser geeignet ist. Zu den Kriterien gehören unter anderem der Schutz von Ressourcen, der Einfluss auf den Klimawandel und die Rücklaufquoten der Mehrwegprodukte. Außerdem stellt das Projekt eine Übersicht mit Anbietern von nachhaltigen Bechern, Tellern, Besteckteilen und Verpackungen bereit.

 

Hohe Emissionen

Neben dem Müll sind die Emissionen ein weiteres Klimaproblem von Festivals. In Großbritannien zum Beispiel verbraucht allein die Veranstaltungsbranche jedes Jahr ungefähr 380 Millionen Liter Diesel. Das entspricht über 150 olympischen Schwimmbecken. Nur durch Festivals und andere Großveranstaltungen werden in Großbritannien dadurch 1,2 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid (CO2) freigesetzt. Auf etwa die gleiche Emissionsmenge bringt es ganz Malta in einem Jahr.

Damit wenigstens die Festivals in Deutschland klimafreundlicher werden, hat die Initiative „Clubtopia“ einen Nachhaltigkeitskodex auf den Weg gebracht. Er legt unter anderem Ziele für die Vermeidung, Verringerung und Kompensation von Treibhausgasen fest und benennt konkrete Maßnahmen, wie die Ziele erreicht werden können. 18 Festivals haben sich bereits angeschlossen und die Initiatoren hoffen, dass noch mehr Festivals mitmachen, damit es gelingt, die Veranstaltungsbranche gemeinsam umweltschonender, klimafreundlicher und nachhaltiger zu machen.

 

Mehr Unterstützung nötig

Auch wenn die Bemühungen der Veranstalter, Festivals nachhaltiger zu gestalten, natürlich richtig und wichtig sind, sollte es nicht allein von ihnen abhängen. Die Politik ist ebenso gefragt, umweltfreundliche Ansätze zu fördern und zu unterstützen. Tatsächlich haben die Festivals, die sich freiwillig für Umwelt- und Klimaschutz engagieren, nämlich das Nachsehen. Denn sie haben mehr Aufwand und höhere Kosten. Eigentlich sollte es umgekehrt sein.

Um ein Zeichen zu setzen, hat der gemeinnützige Verein „Sounds For Nature Foundation“ ein Nachhaltigkeitssiegel für Festivals entwickelt. Erfüllen Festivalveranstalter bestimmte Umweltkriterien, können sie sich zertifizieren lassen. Dabei hat der Verein klar definiert, welche Voraussetzungen gelten, um das Siegel zu bekommen. Dazu gehört unter anderem, Abfall zu vermeiden und zu beseitigen, Treibhausgase zu reduzieren und Besucher:innen auf den Umweltschutz hinzuweisen. Einige namhafte Festivals gehören der Initiative schon an.

 

Kreislauffestivals als neuer Trend

Oft genügen aber schon einfache Anreize, um mehr Nachhaltigkeit zu erreichen. So organisieren einige Veranstalter zum Beispiel Sammelbusse oder Sonderzüge, die die Festivalbesucher:innen für die Hin- und die Rückfahrt nutzen können. Damit kann langen Staus, überfüllten Parkplätzen und Lücken im öffentlichen Nahverkehr effektiv begegnet werden.

Es gibt sogar Bemühungen, vollständig nachhaltige Festivals auszurichten. Hier setzen die Veranstalter unter anderem auf Ökostrom anstelle von Dieselgeneratoren. Außerdem bieten sie Verpflegung in Bio-Qualität aus der Region oder fairem Handel und stellen wohltätigen Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen kostenfreie Standfläche zur Verfügung.


Doch um einen guten Anfang zu machen, wäre schon viel gewonnen, wenn die Festivalbesucher:innen die An- und Abreise umweltfreundlich planen und ihren Müll ordnungsgemäß entsorgen. Dann steht ein paar Tagen mit tollem Musikgenuss und ausgelassener Party wenig im Wege.

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